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Warum wohl? Zürcher Polizei will SLOWGRIND und 2 weitere Homepages verbieten!

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S L O W   G R I N D    1 & 2
 
 
 
 Photo:  Doris Peter
 
 
 
  
 
   
Seelenlos: STRAFVOLLZUG
SLOW GRIND 2  
 
 
Komm schon, erzähl nochmal die Geschichte wie sie dich in der Dusche zuerst alle der Reihe nach in den Arsch ficken und du ihnen nachher mit gebrochenem Unterkiefer die Schwänze sauber lutschen musst... der Pfahl mit dem absoluten Riesenständer, der die Neulinge auf Feldarbeit gleich reihenweise entjungferte... wie du die ganze Zeit an deine Freundin denkst, während deine Kumpels sie draussen einer dem andern nach trösten... komm schon... jugendliche Delinquenten mit Bissspuren und Zigarettennarben an den Brustwarzen und weggebranntem Schamhaar...  d a s  bringt Einschaltquoten... rasche Beförderung... weltweiter Vertrieb... da bleibt keine Körperöffnung trocken... wenn du Drogen haben willst, musst auch was liefern...   

Kleine Jungs, die nachm Sportunterricht beim Duschen so richtig den Arsch eingeseift und vom Lehrer die Rosetten versilbert kriegen... die vertrocknete Fotze der alten Aufseherin, die du ihr jeden Sonntag lecken musstest, bis sie übel zu riechen begann und sie dich hinterher mit dem Stock verprügelte... die fette psychiatrische Gutachterin, welche dich mit angeschnalltem Dildo bis zum Hals rauf in den Arsch fickte, damit sie dir ne günstige Prognose schreiben würde... was sie aber nicht tat... der Pfahl, der keine knackigen Hintern ohne blaue Flecken sehen konnte... während du dir im toten Winkel unterhalb des Türspions einen runteholst und an deine Freundin denkst, die längst n neuen hatte...   

Die Drogen der letzte Dreck... ekelerregende Abszesse an den Geschlechtsteilen.. im Krankenhaus das zweite Mal wegen Rosettenriss behandelt... diesmal sogar ne Woche krankgeschrieben... abgesehn vom ältlichen Pfleger die reinste Erholung... der Spiess, welcher dir mit dem Mehrzweckstock die Rosette dann auch das drittes Mal zum reissen gebracht... lass uns sehn... die Narbe... wow... lass mich sie küssen... mitm Feuerzeug... hahaha...   

Niemand liebt dich wie n Bulle mit nem einsamen Schwellkörper auf Sonntagswache... wenn du jemandem mitm Knöchel aufs Steissbein drückst, kann er gar nicht anders als Schliessmuskel auf... blutjunge weisse Ärsche... Sesam öffne dich... wenn du nicht bald besser lutschst wolln wer doch mal sehn ob's ohne Zähne vielleicht besser klappt... eng und heiss wie die Rosette einer 13jährigen... Zigarette vaginal eingeführt und angezündet... mag es einfach, wenn sie zucken während ich sie in den Arsch fick... spritz sonst gar nicht wirklich ab... Babydealer ohne Papiere... schmale Glassplitter in die Harnröhre einführen und im richtigen Moment zerbrechen... wenn der Schliessmuskel sich um die Eichel zusammenzieht und zu zucken beginnt, während ich ihnen von hinten die Hälse zudrück und bis zum Anschlag einramm... schau mich an, während deine Augen brechen... der einzige wahre Augenblick im Leben der zählt...   

Nachher zu Hause fick ich dich gelangweilt von hinten, massiere sanft deine Titten und leck dich noch ein bisschen bis du sagst, dass du mich liebst... werd schlafen wie n Baby... nehm mir morgen den schlitzäugigen Stricher vor, der neu in der Wäscherei ist... After wie n Scheunentor... gehört, mit aufgeplatzten Lippen lutsche er schärfer... übermorgen die Haushälterin... Tittenfick oder von hinten... Freitag Domina... mal wieder so richtig entspannen... Wochenende der Schulbub mit zu wenig Taschengeld... Montag frische Jugos im Knast... vielleicht mal wieder n kleines entlaufenes Mädchen... das Leben ist kurz und du musst es von der Sonnenseite nehmen... gut Nacht, Schatz, ja, ich liebe dich auch.   

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
 
   
Ärger:
AUS DER WELT
DES SPORTES
SLOW GRIND 2 
 

Keiner der Gründungsmitglieder des Schweizerischen Amok Schützenvereines (SASV) hätte sich einen solch regen Zulauf zum ersten nationalen Amok Schützenfest erträumen lassen. Tausende von Schaulustigen vergnügten sich bei strahlendem Sonnenschein auf dem Festgelände. Am Abend fanden dann im grossen Festzelt vor einer tosenden Menge die Siegerehrungen statt:  

Erster in der Kategorie "Bonzen" wurde Melchior Wahnfried aus Glarus, der 23 der 250 reichsten Schweizer in der vorgeschriebenen Zeit von zehn Stunden erlegte.  

Andreas Tschanun, nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Legende aus Zürich, wurde in der Kategorie "Beamte" mit Gold für seine überragende Leistung ausgezeichnet. In weniger als 9 Stunden und 47 Minuten erschoss er saubere 45 Bezirksanwälte, 63 Staatsanwälte und 35 Richter.  

In der Kategorie "Polizisten u.a. Uniformierte" konnte der Publikumsliebling Hans-Peter Killer den Wanderpokal in Empfang nehmen. Nur knapp war die Entscheidung, hatte doch der zweitplazierte Fritz Fuchtel genau gleichviele Polizisten ge-schossen, nämlich stolze 231. Den Ausschlag für die Jury gaben aber die 72 von Killer zusätzlich geschossenen Uniformierten von privaten Sicherheitsfirmen. Die Trophäenjäger im Publikum stürzten sich auf die von Killer verteilten Uniform-mützen von den erlegten Beamten.  

Der Jugendpreis, verliehen von der Pro Juventute, erhielt der elfjährige Sandro Rabiati aus Lugano für 36 erschossene Eltern und Grosseltern. Seine Klassenkameraden freuen sich mit ihm, denn inbegriffen im Sieg ist ein Flug nach Los Angeles für die ganze Klasse.  

Der Sonderpreis für Originalität, gestiftet von der Firma SIG Sauer, ging an Werner Bollknaller aus Bümplitz, besser bekannt als "Hechler Werni", der mit einer einzigen Garbe alle sieben Bundesräte niederstreckte.  

   

Zu weiteren Meldungen...  
  
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
 
  
Seelenlos: SPIESSER 
SLOW GRIND 1 
     
      Umarmen   
      wollen dich viele.   
      Doch kaum sind sie   
      dir nahe,   
      zerfliessen sie,   
      verändern sich...   
      Weit holen sie aus   
      mit fleischigen Pranken,   
      ziehen dich   
      an ihre Brust.   
      Und ein hässliches Lachen   
      um wulstige Lippen,   
      ein teuflisches Blitzen   
      jenseits fetter Tränensäcke   
      schliessen sie   
      die tödliche Umklammerung   
      wuchtiger Arme   
      hinter deinem Rücken.   
      Du spürst   
      ihren stinkenden Atem   
      in deinem Gesicht,   
      der Griff wird enger,   
      der Druck grösser...   
      Keine Chance mehr für dich,   
      so sehr du auch   
      röchelst und zappelst,   
      sie kennen kein Erbarmen,   
      immer mehr   
      drücken sie dich an sich,   
      pressen dir das letzte bisschen   
      Luft aus der Lunge.   
      Zaghaft hörst du   
      erste Rippen knacken,   
      und endlich,   
      endlich haben sie,   
      was sie wollen:   
      dein Rückgrat...   

          
      ******   
          

      Nur heute nicht draussen   
      im Dreck krepieren   
      nicht allein in einer Zelle   
      nicht die Schmerzen   
      nicht die Sehnsucht...   

      Arme, arme Pillenfresser   
      brav die Kapseln   
      so ruhig   
      und so glücklich   
      nicht dran denken   
      na los jetzt, komm schon   
      so ist's recht   
      und jetzt schlucken, ja?   

      He! Was soll das?   
      Bist wohl geil   
      auf eine Spritze?   
      PFLEGER!!!   

       Zuviel Gefühl wird ausgemerzt   
      apathisch in einer Ecke dämmernd   
      als türmten sich nirgends   
      Leichenberge   
      als wären die Überlebenden   
      nicht selbst längst tot   
      gefühllose Körper   
      gleichgültig   
      leer   
      erloschen   
      kalt -   
      und dennoch   
      jeden Morgen pünktlich!   

          
      ******   

          
      Als hätte sich die Enge   
      zwischen all den Hügeln hier   
      auf die Köpfe übertragen.   
      Mich friert einfach immer wieder,   
      wenn ich all die Leut hier seh,   
      grau und bitter,   
      teilnahmslos,   
      erloschen, leer,   
      verklemmt, verhockt   
      jahrein, jahraus   
      und immer schlimmer!   
      Manchmal, wenn ich   
      in die Strassenbahn steig...   
      dies betretene Schweigen...   
      ich fühle, wie sich   
      mein Kehlkopf zusammenzieht,   
      muss schlucken,   
      doch mein Kopf   
      schwillt immmer mehr...   
      wie in einem Alptraum...   
      alles scheint unwirklich...   
      diese steinerne Gleichgültigkeit   
      in allen Gesichtern   
      - und doch, wenn du ihnen   
      in die Augen schaust   
      duckt sich jeder   
      hinter seiner starren Maske...   
      Niemand lacht hier wirklich,   
      niemand hier   
      scheint glücklich zu sein.   
      Als trügen sie alle   
      etwas schweres in sich,   
      das sie langsam   
      auszehrt   
      auffrisst   
      wegwirft...   
      Doch sie scheinen sich längst   
      damit abgefunden zu haben, weisst du.   
      Als wäre dieses Land verwunschen...   
      als wüssten sie nicht eh längst alle   
      wie es enden würde.   

          
      *****   

          
      Soweit wird's noch kommen, ja -   
      kein Wunder bei dieser Einstellung!   
      Junger Mann, mit Verlaub gesagt:   
      Was ihnen vor allem fehlt,   
      wär eine ordentlich harte   
      ordnende Hand   
      und geregelte Arbeit   
      nicht zu knapp   
      da vergingen ihnen   
      die Flausen schon.   
      Sich derart gehen zu lassen!   
      Ihnen geht's doch   
      lediglich zu gut.   
      Haltung, junger Mann!   
      Zucht und Ordung!   
      Eiserner Wille!   
      Disziplin!   
      Doch die heutige Jugend -   
      pubertierendes Gesindel   
      verzärtelt   
      verzogen   
      verlottert   
      verkommen.   
      Keinen Mumm mehr!   
      Weich bis in die Knochen...   
          
      Am besten, wir vergasen sie gleich   
      und sparen selbst für unsere Renten!   

          
      ***** 

 
 
 
 
 
 
 
 
Photo:  Bengt Hinrichs
 
 
 
  
 
Ärger: DIE BLUTGEIL-RAZZIA  SLOW GRIND 1 
 

Das graue Zürich im November '93, wie immer: schmale Strassen, erdrückend gesäumt von kleinen Häusern, Menschen mit starren Gesichtern. Nach einer einmonatigen Tour mit unserer Band DER KLEINE HIRNFICK sahen wir uns gezwungen in die beklemmende Enge dieser Alpenregion zurückzukehren, um wieder einmal mehr die seltsame Erfahrung zu machen, dass ein Monat ganz schön lang sein kann. Mittlerweile nämlich hatte sich Padi, meine damalige Freundin, einen Neuen angelacht. (Mit Marco hat sie inzwischen ein Kind und, so sagte sie mir letzthin ganz stolz, auch einen Opel Omega.) Aber auch sonst hatte ich das Gefühl im eigenen Haus unerwünscht zu sein. Meine Anwesenheit pulverisierte anscheinend augenblicklich diese Idylle, die sich einen Monat lang ausbreiten konnte. Und dann erfrechte ich mich noch den BLUTGEIL-Video zwecks Ankündigung der Uraufführung im Wohlgroth (über zwei Jahre lang besetzte Fabrik hinter dem HB) auch dieser Schundzeitung Blick (= Schweizer Bild-Zeitung) zu schicken, die dann prompt einen hetzerischen Artikel mit dem Titel: "Wohlgroth-Chaoten entlarven sich!" abdruckte. Das fand die Züri-Szene aber gar nicht lustig und wünschte uns eine tüchtige Abreibung.  

Montagmorgen, der 29. sechs Uhr in der Früh. Ich dreh mir noch eine fette Tüte. Will weg sein, fort aus dieser beklemmenden Enge, diesen Menschen, die mir plötzlich so fremd erscheinen. Endlich schlafe ich ein.  

Eine Stunde später blinzle ich in einen gleissenden Scheinwerfer, Männer, mindestens drei, schwarze Umrisse, kalte Luft aus dem Treppenhaus, Stimmengewirr. Das müssen ganz viele sein, ein Rumpeln in der Stube, erboste Stimmen aus dem Nebenzimmer und noch immer dieses gleissende Licht in meiner Fresse. "Schtadtbollizei Zürich, Hausdurchsuchung, wir ermitteln wegen Totschlag". Mit zitternden Fingern taste ich nach meinen Unterhosen, krieche unter der Decke hervor und ziehe mir warme Kleider über. Nachdem der erniedrigende Scheinwerfer endlich aus- und die Zimmerbeleuchtung angeschaltet wurde, sah ich erst, dass diese perversen Sabberbullen mich die ganze Zeit über gefilmt hatten, ironischerweise sogar mit derselben Kamera, mit der wir unsern Video gedreht hatten. Au backe! Die sind echt mies drauf. Totschlag? Von den umstehenden Beamten werde ich angewiesen auf den diensthabenden Detektiv zu warten. Ich gehe zum Fenster, der Garten ist voller Grenadiere. Alles ist blau, der Morgenhimmel, ihre Uniformen, die Strassenbahn. Fehlfarben. Schräge Optik. Schlechter Empfang. Das Telefon läutet. Unsere Nachbarn rufen an: "He, euer Garten ischt im Fall voller Polizischten!!" Zwei der im Garten postierten Polizei-Grenadiere in Kampfmontur mit Helm, Schild und Gummischrotknarre lösen sich vom Gartenzaun und stapfen schweren Schrittes auf das Haus zu. Lange äugen sie durch die Stubenfenster, bis der eine den anderen stubst: "Da, schau: BLUTGEIL. Das sind die!" Der adrette Detektiv Gabuzzini mit seinem freaky hinten zusammengebundenen Haar bringt Abwechslung. Haha! Schwarz auf weiss, haben wir's ja: Grund der Hausdurchsuchung: BLUTGEIL. Da springen die Bullen als gäb's Freibier. Fast wie Benneton-Werbung! Als mich ein Beamter, der in einer verlassenen Ecke meines Zimmers gründlich gewühlt hatte, mit staubig rotem Kopf fragt, was wir mit unserem Film eigentlich bezwecken wollten, antworte ich in meinem Überschwang: "Berühmtwerden! Und ihr helft uns dabei!" Die Zivis schauen sich kurz an, senken ihre Blicke wieder und stöbern weiter durch meinen Papierkram. Mittlerweile ist es in meinem Zimmer wie an Ostern. Alle graben im Staub, bis ich dann schlussendlich den etwas dicklichen Bullen mit den abgewetzten Jeans beglückwünschen kann, weil er die Sicherheitskopie gefunden hat, die ich im Ofen versteckte. Als Andenken an diesen denkwürdigen Tag schenke ich ihm einen Aufkleber, welchen er mit dankenden Augen entgegennimmt. Sie waren alle wie die Kinder, allerliebst. Zum Umbringen.  

Nach der erkennungsdienstlichen Behandlung mit Fingerabdrücken und Fotos lassen sie mich laufen. "Ein richtiger Krimineller", schiesst es mir durch den Kopf und lässt meine Mundwinkel zu einem dummen Grinsen kräuseln. Doch bevor sie mir meine Effekten aushändigen, sperren sie mich nochmals in eine sog. "Durchgangszelle" zusammen mit vier andern Inhaftierten. Da sitzen meine Vorbilder: Der Algerier, der wild schnaufend hin- und herläuft, vermöbelte heute schon einen Polizisten.  
 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
  
 
Seelenlos: LIEBE Part 1  
SLOW GRIND 2 
   
 

Es fällt mir schwer, das Verlangen zu unterdrücken, mich auszulöschen. Schon lange nicht mehr hatte der Gedanke eine Pistole zu nehmen, hinaufzugehn und mein Gehirn übers Zimmer zu verteilen etwas derart verlockendes und zwingend überzeugendes an sich. Es würde sich ganz rhythmisch anfühlen, einfach ratsch, klick, WUMM und weg. Nichts mehr wissen. Nichts mehr fühlen. Nichts. Erlösung. Endlich.  

   

Jahrelang hatte ich auf den Weltuntergang gewartet, nur damit ich mich nicht selbst umzubringen brauchte. Ich erinnere mich, wie ich mich als Kind möglichst gerade und schön aufs Bett legte, mich nicht mehr bewegte und darauf wartete in einer möglichst perfekten und ästhetischen Körperhaltung zu sterben, damit die andern sehen würden, dass es kein Zufall gewesen war.  

   

Seit ich 18 war und mich das erste Mal bewusst hatte umbringen wollen, wusste ich, dass ich keine Familie gründen und nicht glücklich werden würde. Ich hatte zwar früher schon so ne Ahnung gehabt, doch bis dahin hatt ich immer geglaubt, ich würd das schon noch hinkriegen. Seit mir dann klar geworden war, dass da wohl nix mehr werden würde, fragte ich mich unablässig, wie es wohl soweit gekommen war.  

   

Und die ganze Zeit 
hatt ich immer gedacht, 
wenn ich's erst mal wüsste, 
würd ich's schon noch 
packen können. 

   

Als ich das letzte Mal in der Sonne lag und das warme Gefühl in meinem Körper sich ausbreiten liess, fühlte ich mich zugleich plötzlich von Dankbarkeit durchflutet, dass ich hier in der Sonne liegen konnte und so alt geworden war, dass ich's doch noch hatte herausfinden können. Als nächstes fühlte ich ein stechendes leises Brennen am Kopf. Als ich hinlangte bemerkte ich, dass es die kleine Geschwulst in meiner Kopfhaut war, die ich schon vor Monaten bemerkt und zu ignorieren beschlossen hatte, und dass sie mittlerweile aufs Doppelte angewachsen war und sich wie gesagt alles andere als gut anfühlte.  

   

Ich brauchte zwei Tage, mich zu überwinden und einen Arzttermin zu vereinbaren. Als erstes meinte er, ich hätte die letzte Rechnung vor drei Jahren noch nicht bezahlt und müsse dies nachholen. Als er mir dann sagte, die Geschwulst sei lediglich ein Fibrom und nicht weiter schlimm, und ich ihm antwortete, dies habe ich eigentlich von ihm hören wollen, kam mir der Klang meiner eigenen Stimme plötzlich fremd vor und ich konnte mir selbst nicht glauben.  

   

Ich weiss, ich trage so viele tötelnde Sachen in mir, dass mich eher wundert, warum ich überhaupt noch am Leben bin, als wenn ich schon längst an Krebs oder so abgekratzt wär. Nicht dass mir das die Angst nehmen würde, im Gegenteil. Obwohl ich in meinem Leben schon ein paar Mal gestorben bin, kann es sich immer wieder wie neu anfühlen, und in der Regel ist es alles andre als angenehm. Diesmal fühlt es sich an wie echt. Ich krieg überhaupt nichts mehr mit, ausser wie es mit meinem Körper endgültig abwärts geht, und vielleicht noch, dass ich nicht der einzige bin, der hustet, und dass es noch andere gibt, die sich trotzdem immer wieder verlieben.  

   

Seit der vorletzten Party muss ich morgens jeweils wieder Blut husten. Es fällt mir schwer, das Verlangen nach den nächsten Joints zu unterdrücken. Nicht dass ich keine Drogen mehr nehmen würde, ich esse sie einfach. Vielleicht hätte ich bloss vor sechs Stunden doch noch etwas mehr essen sollen. Doch am schwersten fällt mir, auf das angenehme Gefühl in meiner Brust zu verzichten, das mich langsam Stück für Stück schneller tötet. Ich werde niemals loslassen. Diesmal nicht mehr. Nicht solang noch etwas übrig ...  

   

Das ganze Dasein reduziert sich auf existenzielle Fragen wie: Wird der Schmerz nachlassen? Hat es noch Bier? Werde ich morgen noch da sein? Fahren die Drogen noch schnell genug ein? Wird es überhaupt ein Morgen geben? Was ist es, was ich noch gebraucht hätte? Was müsste ich noch dringend tun? Weshalb hab ich nicht den Mut dazu?  

   

Eigentlich ist's ja so banal und abgedroschen, und ich buchstäblich nochmals an ihr vorbeigelaufen grad als mir langsam klar wurde, dass ich dieser Frage nicht mehr länger würde ausweichen können. Dass dies wohl meine allerletzte Chance gewesen wäre, merkte ich allerdings erst 15 Jahre später.  

   

Ich verwünsche die alte Schlampe von Lehrerin, die uns nebeneinander in diese Scheissschulbank setzte. Damals verstand ich den Blick nicht, den sie uns dabei zuwarf, doch heute könnte ich sie dafür in die Fresse schlagen, wenn sie nicht schon tot wär, und nicht einmal der Umstand, dass sie nie einen Mann hatte und auch allein gestorben war, kann da was ändern, im Gegenteil.  

   

Eigentlich waren dann all meine realen Beziehungen ein Versuch, diese erste Liebe entweder nachzuholen oder zu vergessen, und alle Frauen, mit denen ich was hatte, waren entweder wie sie oder ihr Gegenteil. Und ich dachte immer, ich hätte nie an wahre Liebe geglaubt.  

   

Wenn ich die Augen schliess, seh ich sie vor mir, wir küssen uns und laufen der Sonne entgegen in die Felder hinaus. Ich weiss, wenn ich sterbe, werde ich dich wiedersehn.  
 
 
 
 

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"gut gefallen ... voller Sprachwitz"   Enpunkt  

"Literarisch indiskutabel"      Tages-Anzeiger, Zürich 

 "Gewalt, Ekel, Beschimpfung und Provokation ... der Konfrontation mit der Polizei wird viel Platz eingeräumt."      Schweizer Woche 

 "Gewalttätig, gemein und schonungslos"      Visions  

 "lebensechte Scheusslichkeiten"      Toaster, Zürich 

 "Kleine Grammatikfehler"      Linth-Zeitung, Rapperswil 

  

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©  Seelenlos & Ärger
No.  6'666'667

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