A u s c h w e i z   l i e g t   n i c h t   i n   Z ü r i c h !
 
DOSSIER MEDIZINISCHE VERSORGUNG DURCH
DR. HOLY UND ERNÄHRUNG IM SONDER- 
GEFÄNGNIS FLUGHAFEN ZÜRICH
 
"Sie wollen den Leuten hier sowieso 
nur das Leben schwer machen" 
(Originalton Dr. Holy 31.3.00)



1. Vorbemerkung  

In Sachen grauen Zellen kann ich eigentlich überall meist gut mithalten, doch was Lungen, Magen, Darm, Nieren, Blase, usw betrifft, so muss ich wohl damals bei der Ausgabe etwas weiter hinten in der Schlange gestanden haben. Das heisst u.a., wenn ich dasselbe esse und tue wie alle andern auch, so wiege ich schnell mal bloss noch 50 Kilo, muss alle 2 Monate zum Arzt, brauche jährlich mindestens 1 mal Antibiotika usw. Ausserdem habe ich diese Beulen auf dem Kopf, Gewebsveränderungen in Haut und Lunge etc. Statistisch gesehen liegt wohl meine Lebenserwartung nicht besonders hoch. Mit den Jahren habe ich jedoch herausgefunden, dass ich halt etwas anders und mehr essen und trainieren muss als die meisten um meine 75 kg auf die Waage zu bringen und auch keine Rückenschmerzen zu haben. Seit ich einen fähigen homöopatischen Arzt gefunden habe, komme ich mit einem Arztbesuch alle 2 bis 3 Jahre gut über die Runden und habe seit über 10 Jahren keine Antibiotika mehr gebraucht. Jedoch nur solange ich meine Diät halte (Hauptsächlich viel Früchte, Müsli, Joghurt, Knoblauch, Kräutertees usw.) und gewisse Dinge nicht übertreibe. 

Kommt dazu, dass ich vor 2 Monaten eine Operation hatte, die nicht optimal verlief, und nach der ich 1 Monat im Bett liegen musste, wobei ich 5 kg abnahm, und von der ich mich immer noch nicht erholt habe.  

Aus diesen Gründen liess ich mir vorgängig von meinem Hausarzt ein Zeugnis betreffend Diät, Physiotherapie und homöopatische Medikamente ausstellen, damit ich während meines Knastaufenthaltes keine körperlichen Schäden erleide. Denkste! 

2. Eintrittsgespräch Arzthelfer   

Der Arzt hier im Sondergefängnis, Dr. Holy, hat eine Praxis ausserhalb und kommt nur ab und zu hierher um sich einen zusätzlichen Verdienst einzuheimsen. Medizinische Betreuungsperson im Haus ist der Gehilfe Herr K., laut einem Mithäftling eigentlich ein gelernter Veterinär (=Tierarzt) - sollte dies nicht den Tatsachen entsprechen, so wäre es doch zumindest treffend erfunden, wie das italienische Sprichwort sagt. 

Primär interessiert ihn bloss, ob er mir Methadon oder ein Alkoholentzugsprogramm verschreiben muss. Als dies nicht der Fall ist, lässt seine Aufmerksamkeit rasch nach, er notiert sich nicht einmal mehr meinen Hausarzt. Ein Arztzeugnis wegen Ernährung bzw Vitamintablettensei von Urdorf nicht übermittelt worden und interessiere ihn auch nicht, sei alles kein Problem, ich habe genug Vitamine  für meine 33 Tage Haft im Körper gespeichert, z.B. Vitamin C für 18 Tage (höre ich zum 1. Mal), ich soll mich nicht so anstellen 
   
Essen als Folter!   

Fairerweise zunächst als Vorbemerkung: Alle Gefangenen, die aus dem BGZ-Gefängnis beim Stauffacher ins Flughafengefängnis versetzt werden, finden den Frass nicht mal übel, und auch die Bauchschmerzen liessen langsam etwas nach.  

Kehrseite der Medaille: Sie sind die allereinzigen 

Dass laut übereinstimmenden Berichten von Mitgefangenen einzig Untersuchungshäftlinge im BGZ-Knast der Bezirksanwaltschaft (die ja dort möglichst rasch ein Geständnis unterschreiben sollen) noch schlechteren Frass bekommen, entspricht hingegen prompt wieder der Logik von Folter. Ebenso, dass im Flughafengefängnis als Sonder- und Abschiebeknast für renitente Gefangene der Frass deutlich schlechter sein muss als in den "regulären" Anstalten. Was wiederum praktisch alle "Kollegen" bloss bestätigen können.

Laut Arztgehilfe ist beispielsweise das Fleisch hier "mal ok und mal nicht". Beim ersten Mittagessen musste ich diesbezüglich allerdings feststellen, dass das meiste Hundefutter besser riecht, weshalb ich es stehen lasse und künftig vegetarische Kost wünsche. Dauert halt 2, 3 Tage. Ist nun mal so.  

Doch auch der Rest ist nicht gerade bekömmlich: Vielmehr bekomme ich Durchfall und Bauchkrämpfe wie seit Nordafrika nicht mehr. Die vegetarische Kost ist dann etwas besser, aber halt nur etwas: Jedesmal, wenn ich hier was esse, bekomme ich nach 1 Viertelstunde Bauchweh und muss aufs Klo, und wenn ich scheisse habe ich jedesmal Schmerzen im unteren Bauchbereich, und da bin ich nicht mal der einzige. "Alles psychisch", sagt Dr. Holy, "aber ich könnte Ihnen ein Mittel verschreiben." Besten Dank. 

Die Zutaten sind in der Regel minderwertig und bis zur Wertlosigkeit verkocht. Sämtliches Eiweiss ist denaturiert. Viele Zutaten sind derart mit Konservierungsmitteln behandelt, dass du sie kauen kannst wie du willst: Sie kommen unten genau gleich wieder raus, wie du sie oben am Halszäpfchen vorbeiggewürgt hattest.  

Zudem drängte sich bald einmal der (mittlerweile begründete) Verdacht auf, dass es sich bei den Zutaten grösstenteils um (erneut?!!!) tiefgefrorene Abfälle handelt, sozusagen die "erste Siebung" des Schweinefutterkübels der ansonsten scheints renommierten Firma Restorama (Cateringfirma der Swissair, beliefert auch diverse Kantinen). 

Verräterischerweise sind z.B. die einzigen regelmässig frischen Zutaten die Kartoffeln.   

Der offensichtlich schon eher bis ziemlich gammlige Rest kommt in wechselnder Zusammensetzung, manchmal 2, 3 Tage später weniger vom selben nochmals - und eindeutig nochmals älter 

Ich bin es aus ökonomischen Gründen gewohnt Nahrung am Rande oder jenseits des Verfallsdatums zu mir zu nehmen, habe auch wenig Probleme mit "exotischen" Zutaten wie Hühnerfüsse und -Köpfe oder Apfelgehäusen. Trotzdem würde das meiste mir hier gebrachte draussen auch umsonst nicht anrühren, weil mir meine Gesundheit vor geht.  

Dass zudem jeder neu eintretende Gefangene zuerstmal knapp zwei Wochen zwangsweise 100% auf die Folter-Diät gesetzt wird, bevor er sich (sofern das Freikonto reicht) richtiges Essen kaufen kann, entspricht auch wiederum voll und ganz der Logik der Folter. Ebenso dass das gekaufte richtige Essen als Disziplinarmassnahme verweigert bzw. entzogen werden kann.  

Doch vermutlich müssen wir als "Sondergefangene" sowieso froh sein, solange die Atzung noch nicht ausschliesslich aus Menschenmehl besteht, bzw. dann, dass wir überhaupt Proteine kriegen.  

Denn Vitamine braucht's laut Arzthelfer sowieso nicht.  

In den ersten 8 Tagen betrug das Angebot an frischen Früchten 

1 Golden Delicious-Apfel, stark nach Schimmel riechend 
1 1/2 Blätter Salat, 1 unreife Banane 
1 geraffelte geschälte Karrotte 
1 ultrakleiner Schnitz Wassermelone  

- und das war's!  

Reife Früchte hab ich kein einziges Mal gekriegt. Um gesund zu bleiben brauche ich an einem einzigen Tag mehr und in besserer Qalität!  
  
Von Tagwache ca. 06.15 bis 12 Uhr und von 17.30 bis Nachtruhe besteht die einzige Nahrung aus Wasser und Brot. (Verzeihung, ich vergass den löslichen Kaffee, 10 Gramm Butter und etwas Konfitüre (für meine blossliegenden Zahnhälse) zum "Frühstück").  

Für den Verzehr der "Hauptmahlzeiten" um 12 und 17 Uhr bleiben einem nach Hausordnung je 30 min, faktisch sind's meist eher 20. Laut Hausordnung ist es zudem streng verboten, Essensreste zum späteren Verzehr in der Zelle zu behalten (!).  
  

Mit einem Wort: 
E s s e n   a l s   F o l t e r !  
 
In einem Satz: 
 E s s e n   als   F o r t s e t z u n von  I s o - H a f t 
m i t   a n d e r e n   M i t t e l n !
 
Guten Appetit!
   

4. Kurze Arztvisite Dr. Holy  22.03. 

Nach 3 Tagen hat der Onkel Doktor etwas Zeit für mich. Ohne mich überhaupt anzusehen, geschweige denn meinen Bauch zu untersuchen, meint er, ich habe gar keinen Durchfall, meine Bauchschmerzen seien psychisch bedingt, sprich ich sei ein Simulant. 

Sein "Beweis": Meine normale Kost (Müsli und Früchte) produziere der Ballaststoffe wegen Durchfall (!!!), wenn ich also wegen der Umstellung Probleme hätte, wäre ich folglich jetzt verstopft

(Damals hatte ich noch nicht Solschenizyn gelesen und kannte deshalb die GULAG-Regel nicht: Durchfall ist mindestens drei Mal stündlich mit Blut im Kot drin, sonst ist's kein Durchfall!) 

Dies sei kein Hotel hier (ich habe ja auch nach Pralinestengeli und Sachertorte verlangt). Wenn ich wolle, könne er mir ein Mittel gegen Durchfall geben. Wenn ich unbedingt wolle, könne ich ja die Vitamintabletten aus den Effekten haben ("Gegen Vitamintabletten haben wir nichts"). Natürlich dauerts dann nochmals paar Tage plus das eine oder andere zusätzliche schriftliche Gesuch, bis ich sie auch tatsächlich erhalte.  

Auf keinen Fall aber könne ich andere Kost kriegen oder gar Essen von draussen kaufen. Mein Arztzeugnis sei immer noch nicht aus Urdorf eingetroffen, deshalb könne er leider nichts machen. Währenddessen führt er ein privates Natel-Gespräch ("Jaja, Schatz, ich bin gleich zu Hause") und hat danach keine Zeit mehr für mich.  

Damit ich Ruhe gebe, gibt er mir das (wie sich herausstellte leere) Versprechen, meinen Hausarzt zu sprechen wegen dem Zeugnis. Eine Bewilligung für das homöopatische Medikament gibt's ebenfalls nicht 

Als ich ihm sage, dass ich bei dieser Kost krank werde, lacht er mich bloss aus, ich würde schon nicht so schnell verhungern.
 

5. Business as usual: "Nicht vergessen..." - Arztvisite verweigert 23.-29.03.

Ich werde morgens 29.3. zu Arzthelfer Herr K. gebeten. Dr. Holy sei gestern dagewesen, doch ich hatte gerade Besuch, "und da wollen wir prinzipiell nicht stören." (Dass ich von 15 bis 16 Uhr Besuch hatte, war dem Gefängnis seit Freitag, 24.03. bekannt.)  

Aber man habe mich nicht vergessen und auch keinesfalls beiseite schieben wollen. Dr. Holy sei Freitag wieder da und werde mich dann sehen. Ich könne Salvia, Echinacea und Tees per Spezialeinkauf bestellen, aber erst auf Freitag nächste Woche, da der mit dem Spezialeinkauf betraute Beamte diese Woche einen erkrankten Kollegen vertreten müsse.  

(Am 22.03 war mein diesbezügliches Gesuch um Spezialeinkauf von Dr. Holy noch abgelehnt worden mit der Begründung, dies sei kein Hotel hier. Was ein dickes Kuvert an die Anwältin doch alles bewirken kann.)   

Auch kann ich den Besenstiel (oder auch Stecken oder auch Stock - wie Stockchef!) zum Rückentraining jetzt auch von 16.30 Uhr an über Nacht haben, was bisher "aus Sicherheitsgründen" unmöglich war. [Dass deswegen nun auch nach meiner Entlassung noch fleissig Aufseher gemobbt werden, ist die Kehrseite meiner Notizen.]  

Habe mir gestern 28. im ungeheizten Besuchsraum zudem eine gesunde Blasenentzündung eingefangen 

Gemessen daran, wie wieviel Luft ich in einen Plasiksack pusten kann (deutlich unter 3 Liter) und wie lange ich einen Ton halten und die Luft anhalten kann, hat sich meine Lungenkapazität im Vergleich innert erschreckend kurzer Zeit um 20 - 30% verringert.
 

6. Business as usual – Arztvisite verweigert  30.03.
 

7. Alibi-Arztvisite Nr. 2 vom 31.03. 

Werde morgens zu einer Besprechung u.a. mit Herrn Dalla Valle und Arzthelfer Herr K. abgeholt, "Diesmal ohne Handschellen.", und muss mein Gesuch um Spezialeinkauf (Medikamente und Ergänzungsnahrung) nochmals des langen und breiten erklären, ehe es bewilligt wird. Mittlerweile darf ich sogar das verschriebene homöopatische Medikament zur einmaligen Einnahme zugeschickt erhalten.  

Mittags kommt der Arzthelfer Herr K. zur Futterluke und erkundigt sich nach meinem Befinden. Meint dann aber, ich müsse das mit Dr. Holy besprechen. Habe den Eindruck, er sucht lediglich nach einem Grund, die Visite abzublasen 

Ca. 15 Uhr Alibi-Visite bei Dr. Holy:   

Er habe das "Brieflein" von meinem Hausarzt inwzwischen erhalten, doch da stünden eh nur Früchte drauf. (Sprich er hat grad mal die erste Zeile knapp überflogen.) Wiederum entpuppt er sich als "begnadeter" Hobby-Psychologe mit Spezialgebiet Ferndiagnostik: Ohne mich überhaupt zu untersuchen kommt er zum Schluss, meine Leiden seien "ausschliesslich psychisch bedingt" (seine Lieblingsdiagnose auch bei anderen Gefangenen).

Meine schwindende Lungenkapazität habe ich ausserdem unmöglich selbst feststellen können, . 

Mein Zahnfleischschwund sei ohne Bedeutung, er will es sich nicht einal ansehen, ohne Millimetermass hätte ich einen allfälligen Schwund auch unmöglich beziffern können.  

Dass ich eine Blasenentzündung habe, sei "unmöglich".  

Dann lässt er die Katze aus dem Sack: "Sie wollen den Leuten hier sowieso nur das Leben schwer machen".  

Da ist ein bisschen Strafe in Form "rein psychischer" Magen-, Darm- und Blasenschmerzen sowie Atemnot inkl. Spätfolgen ja wohl nur gerecht!  

Als wahrheitsliebender Mensch lasse ich mich nicht gern ungerechtfertigt einen Lügner schimpfen. Als ich deshalb schüchtern einwende, eine Blasenentzündung lasse sich doch wohl objektiv feststellen, ordnet er genervt eine Urinprobe an. Als ich diese nicht innert 60 Sekunden liefern kann, wird die Übung abgeblasen rsp. auf in 3 Tagen verschoben 

(Wer schon mal eine Blasenentzündung gehabt hat weiss, dass damit innert 60 Sekunden auf Kommando zu pissen praktisch unmöglich ist, und dass eine Blasenentzündung, die nach 6 Tagen noch nicht am abklingen ist, derart schmerzhaft ist, dass eine Nichtbehandlung klar als besonders krasse Form von Folter einzustufen ist.)  

Als Mediziner dürften diese Tatsachen auch Dr. Holy bekannt sein.  

Doch auch er tröstet sich vielleicht mit der geographischen Gewissheit, dass Auschwitz erwiesenermassen nicht in der Schweiz liegt.

Dass ich auch Jahre später noch an Folgeschäden an meiner Lunge zu leiden habe wegen verweigerter Medikamente und vernünftiger Ernährung plus Schlafentzug und "Frischluft" aus Abgasen und Zigarettenrauch rund um die Uhr ist da nur noch das Tüpfelchen auf den i.




Fussnoten:

schriftlich beantragen  

Aus Hausbrief 23.03.:  
Mein Zahnfleisch geht den Weg des Schnees im Frühling - Doch anstelle der mir anlässlich der gestrigen Arztvisite versprochenen Vitamintabletten aus meinen Effekten, bringt mir Herr K. heute den Bescheid, ich müsse diese zusätzlich zuerst nocheinmal schriftlich per Hausbrief beantragen. Wohlan denn. (Ich habe hievon noch eine längere Version, sie können es sich bestimmt vorstellen)  

Polaroidfotos gemäss Hausordnung  

33.11. [...] Eine Polaroid-Foto kostet Fr. 2.10 [...] nur Fotos von ihnen persönlich und nur mit einem neutralen Hintergrund [...] nicht gestattet, zwei oder mehrere Personen auf einem Foto [...]  

Polaroid-Foto verweigert  

Normalerweise würden die Fotos am Nachmittag von dem Tag hergestellt, an dem sie beantragt werden. In meinem Fall wurde der 1. Antrag "zufällig" stillschweigend ignoriert. Am 2. Tag wurden mir die Fotos trotz erteilter Bewilligung verweigert mit der Begründung: "Ich arbeite nicht den 1. Tag im Knast, und wenn ich sage, der Chef mache das dann in 2 bis 3 Tagen, ist das [Begründung] genug."
Der Stockchef am 4. Tag: "Wenn wir dann Zeit und Filme haben!", sprich nicht heute. Was mit dieser Taktik bezweckt wird, dürfte ja wohl auf der Hand liegen.  

Zahnfleisch  

[siehe Beschreibung Brief RA Hug 26.03.]  

5. Anlauf Polaroid-Fotos  

"Mal luege"  



No.  6'666'667
 

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